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Kaleidoskop

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BeauCyphre's avatar
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Kaleidoskop  

* Eine Geschichte von Beau Cyphre - illustriert mit einem visuellen Verbrechen von Louis Cyphre *


Für zwei, die mir sehr viel bedeuten:
für meine kleine Zicke
und mein kleines Biest –
ihr seid unglaublich für mich!




Halte es an deine Augen,
drehe es, wie du willst und sieh durch,
nimm alles wahr, was da funkelt und leuchtet..
Es ist nur für dich.
Wenn ich schon lange nicht mehr in deiner Nähe bin,
wirst du immer noch hineinschauen und mich erkennen können.





Wenn ich überlege, wie lange ich mich schon damit beschäftige, meine Träume und Phantasien aufzuschreiben, dann weiß ich nicht, was passiert wäre, wenn ich es nicht getan hätte. Denn die eigentliche Überlegung geht ja dahin, warum ich es getan habe?

Träume brechen sich Bahn, jeder Traum auf seine Weise. Tagträume sind vielleicht nicht ganz so intensiv wie Träume, die nachts kommen, aber sie haben durchaus den gleichen Charakter: Sie verzaubern mich und lassen mich lebendiger werden.
Ich habe das Gefühl, dass die Fähigkeit zu träumen das ist, was mich etwas erahnen lässt, das unbeschreiblich und jenseits von allem ist, das der Verstand begreifen kann.

Als ich die ersten Kritiken zu Love Train gelesen und mitbekommen habe, wie sehr manche durch die Darstellung der darin beschriebenen erotischen Träume abgestoßen wurden, war ich erst selbst nicht mehr ganz sicher, ob es richtig ist, wirklich offen über alles zu schreiben, was mir einfällt.
Aber die weitere Diskussion hat mir Mut gemacht, und ich denke, dass jede Zensur (auch die, die ich mir beim Schreiben vielleicht selbst auferlege) letztendlich falsch ist und die Fähigkeit zu träumen zunichte macht.

Sicher hat jeder seine eigenen Grenzen und Moralvorstellungen, doch letztendlich kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, was an der Beschreibung einer sexuellen Begegnung moralisch verwerflich sein soll.
Ich ging eher davon aus, dass Gott im Park heiß diskutiert werden wird, aber Gewalt scheint eher toleriert zu werden als Sexualität. Sicher ist die Gewalt in dieser Geschichte nicht Selbstzweck, aber sie ist drastisch geschildert und dennoch - niemand hat sich entrüstet!

Andererseits...
Schreiben kann sein wie Atmen, und dazu muss ich einfach tief Luft holen, um alles rauszulassen, was in mir ist.
Wenn es mir in seltenen Augenblicken gelingt, richtig tief Luft zu holen, dann kann ich träumen ohne Ende!


*


Mit "Träumen" meine ich nicht unbedingt den absolut fremdartigen Zustand, in dem man oft völlig das Bewusstsein der eigenen Persönlichkeit verliert.
Ich finde, dass es von dort aus ungleich schwerer ist, die "Brücke" zu finden, die eine vollständige Erinnerung an das Geträumte möglich macht, obwohl sicher auch das wahnsinnig interessant wäre: Welche Welten habe "ich" in der Nacht bereist, wem bin ich begegnet...zu welcher Zeit, an welchem Ort? Ich erinnere mich an Träume, in denen ich erschossen wurde und den Aufprall der Kugel auf meinen Körper spüren konnte; es ist unglaublich, was in der Nacht möglich wird.

Nein, mit "Träumen" meine ich eher den fast tranceartigen Zustand, wenn die Dinge beinahe wie von selbst geschehen und der Verstand völlig in den Hintergrund tritt.
Als meine Mutter Anfang November gestorben ist, flüchtete ich mich recht häufig in diesen Zustand und war mir bewusst, dass das für mich die einzige Möglichkeit war, mit ihrem Tod umgehen zu können. Ich wünschte mir ganz fest, sie nicht zu verlieren, mit ihr "sprechen" zu können, wo auch immer sie sein würde, aber bis zum heutigen Tag habe ich den Weg nicht gefunden..und wenn ich daran denke, dass ich sie einfach nicht mehr erreichen kann, dann bleibt mir nur mein eigener Weg, sie nicht zu vergessen.


DER GEHEIME WEG

Wenn Du die Augen zumachst, Lani: siehst du das Licht?
Schließ die Augen ganz fest, ganz fest, Lani, und nun: schau!
Siehst Du es?
Du darfst es nicht festhalten wollen.
Schau nur, wie schnell es davonfliegt!
Sieh, wie es in Dich davonfliegt...
Tiefer und immer tiefer, immer weiter in Dich hinein.
Schau ihm nach, Lani.
Fühle, welchen Weg es nimmt.
Sieh, wohin das Licht geht.

Du musst ganz ruhig atmen, Lani...

Folge ihm bis zum Ende des Weges.
Siehst Du, wie tief es in Dich hineinfliegt?
Halt es nicht fest, Lani, HALT ES NICHT FEST!
Sieh ihm nur nach.

Schau, wie hell es ist.
Siehst Du, wie hell es leuchtet, meine Liebe?
Gleich ist es angelangt...
Siehst Du es, Lani? Siehst Du seine Schwingen?
Schau, wie groß Dein Herz ist!


*


Und während bei mir gerade der absolut heiße neue Aerosmith-Song "Jaded" auf Powerplay läuft und ich noch meine überschüssige Energie loswerde, indem ich weiter den vierten Teil von Doltschin in den PC hämmere (nachdem meine beste Freundin mir gerade ihr Okay entzogen hat, Sternentanz (Shiva) zu veröffentlichen, und ich das absolut nicht verstehen kann), denke ich daran, wie geil es wäre, wenn nur ein Teil von dem in Erfüllung gehen könnte, was Keoma gegen Ende der Geschichte thematisiert, fast, als hätte er die Doors auf Speed gehört:


"Die Tür ist überall. Es gibt keinen Platz auf dieser Welt, wo sie nicht wäre: CORAZON ist das Herz der Welt. ER ist in ihrem tiefsten Inneren verborgen, und SEINE TÜREN führen in alle möglichen Welten. Den INNEREN KREIS habe ich niemals wirklich verlassen, denn Tania und Keoma sind nur die zwei Seiten einer einzigen Medaille. Wo SIE ist, bin auch ICH, und wo WIR sind, da ist CORAZON. Unzählige Welten durchdringen einander, und zwischen allen gibt es Türen.Es braucht nicht mehr als den unbeugsamen Willen, sie durchschreiten zu wollen. Den WEG zu den DOLTSCHINS aber...DEN WEG habe ich vor langer Zeit markiert. Ich kann ihn nicht verfehlen, denn in meinem Herzen bin ich noch immer dort."
Und Peter Bolton mit seinem begrenzten menschlichen Verstand begann tatsächlich zu verstehen - begann zu verstehen, weil er das Mental frei fließen ließ, es nicht anklammerte an angelernten Fixpunkten:
"Und CORAZON ist nichts anderes als das HERZ, nicht wahr? Es macht keinen Unterschied, ob sie gehen oder bleiben, denn sie sind immer dort, weil sie in ihrem tiefsten Inneren identisch sind mit CORAZON?"
Keoma nickte.
"Der Unterschied liegt in der Manifestation, im Bewußtsein. Es macht im Grunde keinen Unterschied, ob ich dort lebe oder hier sterbe. Doch wenn ich BEWUSST bin, bin ich FÄHIG. Was mein Bewußtsein umschließt, kann es erreichen. Hier, auf dieser Erde, erscheint die Welt als Begrenzung: es ist der dunkle Ort der Unmöglichkeiten, der Ort der zahllosen DU-KANNST-NICHT und DU-DARFST-NICHT. Doch bin ich BEWUSST, Peter, bin ich FÄHIG; und wenn ich FÄHIG bin, wäre ich dumm, hierzubleiben, wenn es noch andere Welten gibt."
"Doch werde auch ich FÄHIG sein, dort zu überleben?"
"Wer kann sagen, wozu sie fähig sind, Peter? Es hängt von ihrem Bewußtsein ab. Drinnen und draußen ist nichts außer CORAZON mit seiner unendlichen schöpferischen Freiheit. CORAZON ist einer; da ist nichts außer IHM."
In diesem Moment fiel alle Angst von Peter Bolton ab. Irgendwie schien nun alles so klar, so unglaublich einfach zu sein..
"Doch was ist zu tun, Keoma? Wie öffnen wir die TÜR?"
Keoma lachte ein letztes Mal. "Nichts ist zu tun, Peter. Wir gehen einfach.."
Peter Bolton lachte ebenfalls. "Ja, Keoma. Wir gehen, weil wir gehen wollen. Es gibt nichts Einfacheres."
So standen sie auf und gaben sich die Hand. DIE TÜR aber öffnete sich ganz weit - und der Dschungel brach mit Macht in unsere Wirklichkeit.

Mal ganz unabhängig von Mirkos Geburtstag: wäre DAS nicht ein Ding ? Was für ein Geburtstag, wenn wir alle durch diese Tür gehen könnten!

Ja, und genau hier will ich den Faden aufnehmen und mal weiterspinnen: Doltschin ist für mich mehr als eine Geschichte. Der Text ist etwas, das mir schon nach wenigen Seiten völlig entglitten ist, etwas, das völlig aus dem Bauch heraus entstanden ist, und je mehr ich darüber nachdenke, umso unheimlicher wird es mir. Unheimlich jedoch nicht im Sinne eines Erschreckens, sondern eher im Sinne einer stillen, doch lebhaften Erwartung, einer Erregung, die nicht nur vom Körper, sondern auch von der Seele Besitz ergreift, eine Sehnsucht ausdrückend, die ganz tief aus dem Inneren des Wesens zu kommen scheint. Wenn Augustinus davon sprach, dass "alles Leben nichts anderes ist als ein Rennen in den Tod", dann möchte ich ihm mit dem Bild von Doltschin entgegenschreien, dass er sich irrt, dass er sich irren muss angesichts all dessen, was ich beim Schreiben der Geschichte gefühlt und gesehen habe. Ich hasse ihn geradezu für diesen hoffnungslosen Satz, der angesichts des Todes kapituliert und das Leben degradiert zur Nahrung für diesen Endpunkt des Daseins, der alles Leben zu verschlingen scheint. Ich möchte ihm ins Gesicht schlagen und ihn dazu zwingen, ganz genau hinzusehen, andere Möglichkeiten zu betrachten, als den Tod einfach als gegeben und unvermeidlich zu akzeptieren.
Es gibt Menschen, die gestorben sind und die dennoch niemals tot sein werden für mich. Und Doltschin ist mein ganz persönliches Manifest, mein Hilferuf, meine Sehnsucht nach Unsterblichkeit.


*


Ich schließe meine Augen und atme ganz langsam, ganz tief ein.
Ich achte auf meinen Atem, bemühe mich, ihn gleichmäßig zu halten - langsam ein und aus, ein und aus.
Ich bemühe mich, die Tränen zurückzuhalten, meine Gedanken an einen Ort zu bringen, der licht ist und mich frei atmen lässt.
Ich erinnere mich nur zu deutlich an unser Gespräch am Telefon, das mich heute nacht wie eine Meute gieriger Wildhunde in den Schlaf verfolgen wird.
Ich erinnere mich an den Augenblick, der gestern noch lebendig war und heute jede Bedeutung verloren hat.
Ich öffne meine Augen und sehe dich so, wie ich dich sehen will, so, wie du gewesen bist in meiner Vorstellung, in diesem Idealbild deiner selbst, dem du niemals wirst gerecht werden können.
Zuletzt schließe ich meine Augen und sehe mich selbst an. Was ich sehe, gefällt mir nicht, es macht mich wütend, blind vor Hass, und ich ramme meine Fäuste geradezu ekstatisch immer wieder in das zersplitternde Glas des Spiegels, bis das strömende Blut mir bewusst macht, dass ich nie wieder eine Freundschaft wie diese erleben werde.

Sternentanz (Shiva) ist vielleicht heute endgültig gestorben; mein Versprechen bindet mich. Aber dies ist Sternentanz (Kali), geboren aus einem ganz intensiven Gefühl heraus, das das Ende einer Freundschaft markiert und den Anfang einer neuen..


*

Das ist für dich, kleine Zicke, und ich will, dass es die ganze Welt lesen kann!
Das ist für dich, weil du mich nun endlich von der Leine gelassen hast, mir endlich die Möglichkeit gibst, frei von meinem bindenden Versprechen an dich etwas zu schreiben, das du niemals vergessen wirst.
Das ist für dich, weil unsere Freundschaft einfach alles übersteigt, was ich jemals erlebt habe und weil ich will, dass Sternentanz (Shiva) das für dich wird, was Sternentanz (Kali) für mich ist - zwei Seiten einer Medaille und gleichzeitig Katalysator unserer Kräfte.
Du verstehst, was ich meine:

Es gibt eine Geschichte, die genau das und nicht mehr sein will, aber keine Geschichte bleiben kann, wenn sie ins Land der Wirklichkeit tritt.
Diese Geschichte erzählt von zwei Seiten einer Medaille...

Das ist für dich, weil du genau weißt, was es bedeutet, wenn ich mich an dich schmiege, deinen Atem zu meinem werden lasse und dir ganz leise, kaum hörbar zuflüstere: "Tief in unseren Herzen haben wir nie aufgehört, Kinder zu sein.."


*


Ich bin zum erstenmal seit langem in einer Stimmung, in der mir fast die Worte fehlen, und das ist mit Sicherheit nicht gerade die ideale Verfassung, um hier etwas Sinnvolles zu posten. Aber darauf kommt es eigentlich auch gar nicht an, denn in diesem ganz speziellen Moment ist es mir egal, ob die ganze Welt über mich lacht bei dem, was ich gleich sagen werde. Ich rede aus einem Überschwang der Gefühle heraus, und wie ein Liebhaber, der es kaum abwarten kann, seine Geliebte in die Arme zu nehmen und alles mit ihr zu erleben, was nur möglich ist, so verhaspele ich mich gerade in einer Weise, wie ich es eigentlich nur selten tue.
Aber genau das zeigt mir, dass etwas ganz Entscheidendes passiert.
Das erstemal in meinem Leben habe ich wirklich das Gefühl, absolut frei atmen zu können, jeden Gedanken denken und alles in Worten und Geschichten ausdrücken zu können, was in mir ist, und das verdanke ich dieser Handvoll Menschen, die mir gezeigt haben, dass sie mich wirklich bedingungslos lieben.
Es ist ein unglaubliches Gefühl.


*

Träume ermöglichen alles...und all diese Bilder, all diese Gedanken, die wir auf wunderbare Weise wahrnehmen und zumindest teilweise beeinflussen können, machen dieses Leben zu etwas ganz Besonderem.

Einer ganz tollen Freundin habe ich es gestern abend so beschrieben:

"Gedanken sind etwas Magisches. Es ist eine Art Magie. Es ist phantastisch, was Gedanken ermöglichen: Gedanken ermöglichen faszinierende, unglaublich schöne Geschichten, die an einem Ort geboren werden, den ich vor allem nachts aufsuche...da bin ich mir inzwischen ganz sicher, auch wenn es noch so verrückt klingt.
Gedanken machen es möglich, dass ich genau jetzt, wenn du diese Zeilen liest, ganz nahe bei dir bin..
Wenn du die Augen schließt und ganz fest an mich denkst, wirst du den warmen Hauch meines Atems an deinem rechten Ohrläppchen spüren können...und jetzt...genau jetzt kannst du die kitzelnde Berührung meiner Zunge spüren. Wenn du das fühlst, was ich dir eben beschrieben habe, kannst du einfach alles fühlen, was diese Gedanken, diese Worte an Bildern in dir entstehen lassen..."

Zauber beginnt für mich dort, wo wir es zulassen, von Liebe, Leidenschaft und unbändigem Durst nach Leben verhext zu werden.


*

Ich weiß nicht, was Träume eigentlich sind.

Für mich selbst unterscheide ich zwischen Tagträumen (die ich zumindest teilweise bewusst beeinflussen kann) und den Träumen, die ich in der Nacht erlebe.

Die Intensität des Phänomens "Traum" ist für mich so gewaltig, dass ich nicht mehr davon ausgehe, dass es auch nur einen graduellen Unterschied gibt zwischen dem Zustand, den wir "Traum" nennen, und unserem alltäglichen Wachbewusstsein.
"Traum" und "Wirklichkeit" erscheinen mir eher wie zwei Seiten einer einzigen Medaille, und zeitweise lege ich meine Priorität ganz bewusst auf die "Traumseite" der Wirklichkeit.

Beide Seiten so verbinden zu können, dass sie in einem nahezu ekstatischen Zustand miteinander verschmelzen, muss eine phantastische Erfahrung sein!


*

Doltschin befasst sich mit den Themen Gott, Tod, Unsterblichkeit auf eine Weise, wie ich es noch nie vorher in einer Geschichte ausdrücken konnte.
Stephy hat ja ganz zu Beginn dieser Diskussion die Frage gestellt, in welcher Weise "Gott" zum Gegenstand einer Geschichte gemacht werden darf. Wenn ich den aktuellen Part meiner Überarbeitung vom 4. und 5. Teil der Geschichte betrachte, kann ich nur für mich selbst antworten: in jeder nur möglichen, überhaupt denkbaren Weise, frei von allen Tabus!

"So könnte es sein, Keoma. Sie kehren zurück in der Zeit, und sie tun das vor meinen Augen! Sie sehen aus, als seien sie mein eigener Sohn, als liefen sie weit mehr Gefahr geboren zu werden als zu sterben. Und sie müssen alles erzählen, wenn sie allem bewußt werden wollen. Es gibt keinen anderen Weg."
"Ja, so muß es wohl sein, Peter. Von dieser Hölle gehört mir jeder Quadratzentimeter.
Ich tötete also meine Frau, meine Frau in dieser Welt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Ich tat es ohne Bedauern, ohne den geringsten Anflug eines Gefühls, tat es, weil es getan werden mußte. Ich öffnete ihre Kehle und trennte mich von meiner Vergangenheit in dieser Welt, bereit aufzubrechen - dunkel ahnend, was ich getan hatte. So kam ich zu Ihnen.."
"Sie gaben ihrer Frau den Tod CORAZONS, nicht wahr?"
"Ich entfernte ihre Grenzen, ja. Ich wandelte sie um, zerschmetterte ihre Schale, zertrümmerte ihre Erinnerungen. Doch ich tat es, ohne zu wissen, ob sie dafür bereit war! Ich tat es einem Impuls folgend.."
"..und sind nun in unserer Welt ein Mörder. Ein ganz besonderer Mörder: einer, dem nicht so leicht beizukommen ist. Sie sind ein Raubtier in unserer Welt."
Peter Bolton sagte das ganz nüchtern, völlig ohne Wertung.
"Was geschah im INNEREN KREIS, Keoma? Welche Bedeutung kam den 'Roten' zu?"
Keoma Lewis war tief in Erinnerung versunken, als er weitererzählte:
"Von Ihnen ging alles aus. Ich durfte nicht teilnehmen, war bewegungslos an meinem Platz. Sie gab mich frei - hörte auf, mich zu lutschen, wie Mirella gesagt hätte -; ihr rotflackerndes Licht fiel auf meinen Körper. Sie lächelte mich an aus ihren gelben Katzenaugen, glitt zurück in das Gewimmel der Körper wie rotglühende Lava. Ihr Körper von nicht so fester Konsistenz, wie es den Anschein hatte. Sie wurde von einer Art unsichtbarem Sog erfaßt, dessen Quelle im Zentrum des INNEREN KREISES auszumachen war. Ich sah Tanias leidenschaftlichen, schweißglänzenden Körper, sah, wie ihre Bewegungen völlig unkontrolliert wurden.
Ich sah, wie SIE sich aufbäumte in einem gewaltigen Orgasmus, keuchend, stöhnend und wimmernd. Ich sah Zorans Sperma, das sich im Gespinst ihrer langen, glänzenden Haare verfing.
Und das Licht begann sie alle zu verzehren. Es brach sich Bahn aus ihren rotglühenden Körpern, wurde zu verzehrenden Flammen, die gierig um sich griffen, um andere Körper zu erfassen - violette, blaue, schwarze, alle Farben der Welt - Körper, die nicht innehielten in ihren orgiastischen, kopulierenden Zuckungen, völlig entkleidet jedes auf sich selbst begrenzten Ich-Empfindens.
Es war ein großartiges Sterben, das sich vor meinen Augen vollzog! Ich hörte mich selbst schreien, mein Entsetzen, meine Freude hinausschreien angesichts dieses gigantischen Schauspiels, das den INNEREN KREIS selbst entkleidete von seiner ursprünglichen Form, ihn hinausschleuderte aus Zeit und Raum: ich sah die gewaltig kreisenden, sich verschlingenden Wasser...in- und auswärts kreisend, mit und entgegen der Zeit, und damit: jenseits aller Zeit..
Der ewige Malstrom, der allvernichtende und allerhaltende innere Kreis.
Es schoß in dieses Zentrum, mein Bewußtsein. Es kreiselte und wirbelte um seine eigene, festgefügte Achse. Zersplitterte in Tausend, zersplitterte in Abertausend. Nicht zu zählen und doch völlig eins, als ich IHR in die Augen sah, IHR Gesicht nur zwei Handbreit von meinem entfernt, mild und sanft lächelnd, eingerahmt von ihrem engelgleichen Haar.
„Beruhige dich doch, Keo, beruhige dich!“ Sie redete mir zu wie einem verängstigten Kind, einem Kind, das gerade aus einem schlimmen Traum erwacht ist. Ihre Hände hielten mich an den Schultern fest, drückten mich auf den Erdboden. Der Mond stand über ihrem Kopf und verlieh ihrem Haar einen seltsamen, unirdischen Glanz.
„Oh mein Gott, sag nicht, daß ich nur geträumt habe! Nein, SAG, DASS ICH NUR GETRÄUMT HABE! Aber rette mich vor diesem Wahnsinn..“
Doch ich war immer noch dort, Peter. Ich war immer noch im Dschungel.
Solange ich dort war, mußte ich mit allem rechnen.
Und alles passierte..."

Darf man so über Lust, Liebe und Tod schreiben? Es ist möglich, also ist es auch in Ordnung. Gott hat mich nicht getötet für meine Art der "Blasphemie".
"Blasphemie" ist zudem ein Begriff, der nicht nur widersinnig ist, sondern meines Erachtens eine völlig unmögliche Handlung beschreibt.


*

"Ich möchte mit Gott nichts zu tun haben.
Und ich denke, das beruht - FALLS es ihn gibt (was ich NICHT glaube) - auf Gegenseitigkeit."

Nur mal angenommen, es/er/sie schert sich gar nicht darum, was du glaubst..
Nur mal angenommen, es/er/sie..was auch immer..spiegelt dir genau das zurück, was du mit deinen Gedanken/Empfindungen und lebendigen Worten manifestierst..

Einfach mal angenommen, dass die Rückkopplung, das Feedback so stark ist, dass es dich im Kern jeder einzelnen Körperzelle trifft und dich von allen Seiten umfasst - und das völlig unabhängig davon, ob du es willst oder nicht..

Nur mal angenommen, die Rishis hatten recht, als sie ihre Hymnen an Agni sangen:

"Nicht alternde Kraft, die die Opfergabe trägt, ist unser Vater, er in uns durchdringt das Wesen, ist in Licht ausgeweitet und vollkommen in der Schau. Entfache gänzlich deine Kräfte des Antriebs, die vollkommen dem Meister in unserer Wohnung gehören, forme ganz deine Eingebungen der Erkenntnis und wende sie uns zu."

Nur mal angenommen, wir sind in der Matrix...

Stell dir vor:
es gibt nichts als Kraft, pure Macht, die das Universum trägt, durchdringt, erhellt und verdunkelt wie in einem großen, unendlichen Spiel..

Stell dir vor, der große Manitu hat "entschieden", sowohl die Sonne als auch den Hundehaufen auf dem Bürgersteig zu manifestieren..

Träum davon, dass auch du nur ein Traum bist, den du selbst geträumt hast...ein Traum, der genauso real und irreal zugleich sein könnte wie diese unglaubliche Diskussion, die mehr Gehalt aufweist als alles, was jemals in der Schule reflektiert wurde..

Nur mal angenommen, "Gott" ist nicht das, was uns in unserem Kulturkreis ins Hirn gehämmert wurde.
Vielleicht bricht jede Grenze, jede Regel gerade deswegen, weil die große, unendliche Manifestation sich Bahn schafft für etwas anderes...weil die Evolution absolut nicht Halt macht bei uns?

Sternentanz (Shiva) schreibe ich für eine Freundin, wie ich sie noch nie gehabt habe, und obwohl das Licht sehr hell ist, kann es nicht brennen ohne das dunklere Gegenstück.
Sternentanz (Kali) existiert als die andere Seite der Medaille, und sie wird die Grausamkeit und Gewalt dieser Geschichte hassen und verabscheuen - auf die gleiche Art, wie sie die Leidenschaft und den Zauber der Gegenseite lieben wird.

Ist Gott tot?
Its totG ott?
ToG Sott Itt?

Tostot Gitt?

Sprache ist etwas Magisches, ein faszinierendes Spiel, findest du nicht?
Sieh, was alles möglich ist in dieser wunderbaren, irrsinnig schönen und abgrundtief grausamen Welt..

G-o-t-t lässt sich zerstückeln und zusammensetzen, in der Diskussion auseinandernehmen und zerrütten bis zur Unkenntlichkeit..bis zum Ursprung unserer Sprache, die weit jenseits von dem liegt, was wir begreifen können.

Ich liebe dich, großer Gott.
Gleichzeitig hasse ich dich mit jeder Faser meines Seins, ich reiße dir das Herz aus dem Leib und zertrete dich im Staub!
Ich spüre, dass es keinen Unterschied macht...in diesem einzigen Augenblick.

"Der König jener, die in Geschöpfen wohnen, er, in dem alle Geschöpfe wohnen, wird von feindlichen Mächten in Sterblichen verborgen. Mögen die Seelengedanken des Verschlingers der Dinge ihn freilassen, mögen die Eingrenzer selbst eingegrenzt werden."

Während ich Doltschin weiter überarbeite, pulsiert es in jeder Zeile, die ich genau so rauslasse, wie ich sie "sehe" (dreimal fuck auf alle Tabus):


Doch bevor das geschah...kamen sie wie dunkle Güterzüge vom Ende eines langen Tunnels, nur schwach beleuchtet und gespenstische Schatten werfend.
Sie kamen mit großer Geschwindigkeit, erbarmungslos und unaufhaltsam.
Schwerbeladen mit BILDERN, allen Arten von BILDERN, doch allesamt GROSSE, GEWALTIGE BILDER - UNAUFHALTSAME BILDER, UNVERGESSLICHE BILDER. Kamen mitten in der Nacht durch den langen, langen Tunnel (Korridor meiner Erinnerung Korridor meiner Erinnerung Korridor) - sie rauschten wie Sturmwind und donnerten achtlos über alle Barrieren hinweg, die ich vor mir errichtet hatte.
Es war nur ein Augenblick, ein winziger Augenblick, den ich noch Zeit hatte. Und ich sah direkt ins Auge des Sturms...

Und ich sah die immer wieder zubeißende Schlange, spitze Giftzähne, die sich in mein zuckendes Fleisch bohren und den kreischenden Schmerz durch meinen Unterarm jagen bis hinauf in meine Kehle, bis (fast) hinein in mein Herz, und ich weiß, ja ich weiß...
Ich sehe ihre Augen (Augen wie Eissplitter, Eissplitter-Augen), ihre diamantengleichen Zähne, ihren unbarmherzigen Tötungswillen (...und rrreiße mich los von meiner Angst, stürze zurück in den dunklen Tempel der Noggtas, erinnere mich an das tosende Feuer ihres Kusses). Ich weiß, dass mir nichts geschehen wird, was ich nicht ertragen könnte oder wollte. Und ich genieße den Schmerz, den mir ihre Zähne bereiten, bin ganz und gar Schmerz, mit jeder Faser meines Seins - mein Lächeln schlägt mitten hinein in ihr Echsengesicht (ich sehe ihre blutverschmierte gespaltene Zunge..) so lange, so lange, bis..
Ich spucke den Kopf achtlos zur Seite und öffne die letzte Tür, während das Blut auf meinem Unterarm trocknet und die Wunde verheilt, bevor ich die Tür hinter mir geschlossen habe.
Ich bin dort, wo ich sein will, und ich habe wirklich alles hinter mir gelassen. Ich habe den inneren Kreis betreten..
Sie aber hatte nicht auf mich gewartet.




Und wenn du ganz genau hinschaust,
wenn du alles hineinlegst in diesen einen Blick,
dann kannst du dich selbst sehen in mir.
Ein Kristall aus dem BUCH DER TRÄUME



Beau Cyphre / Art & Photography



Love is a drug, I realize that now, and there's no way out of my misery: I have to do what you want me to do, and you don't need to tell. This is automatic, and so I push you against the wall and spread your legs with one single move. We're sealed in a kiss, but I feel out of my body and seem to be a complete stranger now: A stranger's body possessed by my demon making love to you really old school, and this body fucks you like an animal. This body's mine, this body's me, and this body's also the sun, and I feel your reflecting heat in the same way he does, and finally so close to my orgasm I understand what's meant by the holy and the secret divine things, and our ménage à trois becomes trinity. Lust U always and say a prayer...

Taken from:


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withthelight's avatar
Wahrheit. Brutal und verletzlich. Zerstörerisch und unglaublich zart. Ich kann den Blick nicht von ihr abwenden, keines ihrer Gesichter verliert an Kraft.

Das ist alles, was mir intuitiv dazu einfällt. Ich hoffe, du verstehst.