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The Line

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BeauCyphre's avatar
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The Line

* Eine Eskalation von Beau Cyphre - illustriert mit einem Sonnenfeuer von CORAZON *

Für Charlie und alle weiblichen Wesen in der Nähe des Pumakäfigs


Vor ein paar Tagen hatte ich das große Vergnügen, die Beobachtungen von Charlie lesen und breit grinsend nachvollziehen zu können:

"Zu den Fitnessstudios:
Ich weiß nicht ob es in den anderen Muckibuden auch so abläuft, aber mein Körpertempel ist sicherlich nicht bloß ein Ort zum schlank und muskulös werden.

Zuerst mal sind da die "Faker", ich nenne sie ganz gerne so, weil sie nur so tun als würden sie sich anstrengen.
Meist handelt es sich dabei um Frauen.
Grundausrüstung des Fakers sind Jogginganzüge, Tshirts und Sporttaschen von Nike oder Puma, Funktionsunterwäsche von Schiesser Sports und Hitech-Treter von Addidas für mehrere hundert Euro, alles so schweißdurchlässig wie modisch.
Und genauso teuer wie nutzlos, denn Schwitzen ist nicht nur unästhetisch, es ist auch anstrengend.
10 Minuten Ausdauer müssen ja wohl genügen, danach noch zwei Situps - sollte man einen guten Tag haben, drei Kniebeugen hinterher - schon sind Pommes und Döner zum Abendessen eine notwendige und wohlverdiente Mahlzeit.
Die zwei mal zwanzig Minuten pro Woche im Studio sind Ausrede, um noch mehr essen zu können.

Danach haben wir da den "Dating-Sportler".
Beim Konditionstraining immer munter palavernd auf dem Fahrrad, das neben der Tretmühle der dünnsten Dame oder aber der hübschesten Fakerin im Raum steht.
Beim Krafttraining immer hilfsbereit mit den Griffeln die Haltung korrigierend.
Beliebte Kommentare sind:
"Nein, das Bein musst du so..." oder "Und der Rücken muss jetzt ein wenig mehr...".
Wichtiger als der Effekt des Trainings auf Körper und Geist ist hier der Effekt des eigenen Charmes auf das weibliche Geschlecht.
Und ein entsprechend hoher Flirtfaktor.

Dritter im Club der sonderbaren Fitnessbegeisterten ist der klassische "Pumper".
Dieser tritt - wenn möglich - in seinem Rudel auf, wo er sich sicher und geborgen fühlt. Und besetzt ausschließlich Kraftsportgeräte.
Wenn es sein muss stundenlang.
Der Pumper trainiert hauptsächlich die Oberkörpermuskulatur, was zu einem V-förmigen Äusseren verhilft, aber nicht unbedingt zu einem ästhetischen. Breites Kreuz, dürre Beinchen, wenig Rückgrat.
Geräte für Bizeps, Trizeps und Brustmuskulatur werden ausschließlich in Gruppen von drei bis zu acht Personen genutzt, wobei jedes Gruppenmitglied bei maximaler Gewichtsbelastung höchstens fünf Wiederholungen ausführt, welche nach vollbrachter Leistung ausgiebig evaluiert und gelobt werden.
Danach wird so lange Bäumchen wechsel dich gespielt, bis alle mindestens drei mal auf dem heißen Stuhl gesessen sind. Schlappmachen bei läppischen 80 Kilo auf dem Kreuz ist nicht.
Dafür nimmt man auch schon mal die hässlich-rote Färbung in Kauf, die den Pumpern ob dem akuten Sauerstoffmangel zu Kopfe steigt..."



Es gibt nichts, das nicht auch auf meinen Fitnesstempel zutreffen würde, und ihre Beobachtungen sind wie die Art, sie in Worte zu fassen, einfach nur köstlich.
Aber ich weiß nicht, ob sie die Linie bemerkt hat, die unsichtbare Linie, die ganz besonders die Männer zu gerne überschreiten und die den Frauen unglaubliche Macht verleiht, weil der Akt des Überschreitens an sich...aus Männern Hampelmänner und allzu traurige Gestalten macht.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um große oder kleine, dünne oder dicke, scheinbar selbstbewusste oder affige Männer handelt - jeder Mann verliert, der die Linie überschreitet. Manche gehen ganz langsam über die Linie, andere springen über sie hinweg direkt in ihr Verderben (und sind fortan wochenlang Gespött des Tempels), und die, die sich am geschicktesten glauben, überschreiten die Linie nur mit ihren Augen. Sie tun es mit Bedacht, scheinbar beiläufig, durchtrieben fast schon...oder geben sich naiv im Blick, doch zu schmutzig im Geiste, um ihre Körpersprache kontrollieren zu können, und es ist zu offensichtlich, wer mit dem schwachen Geschlecht wirklich gemeint ist. Das Überschreiten der Linie, ob mit den Augen oder mit dem Körper, gibt jeden Mann der Manipulation und der Lächerlichkeit preis - und jeder Mann, der so einfältig ist, sich auf das jenseitige Terrain zu begeben, hat diese Erfahrung verdient.

Der Witz ist, die Linie nicht zu überschreiten. Dann verändert sich alles.

"Hallo."
"SERVUS!!!"
Warum muss einem eigentlich jeder Bodybuilder (und jeder, der sich dafür hält), in der Umkleide gleich dieses lautstarke "Servus" entgegenfönen? Liegt es daran, dass ich hier im Herzen der Pfalz bin? Oder sind das einfach die Gesetze des Pumakäfigs?
Gut, Männer haben ihre ganz eigenen Rituale, wenn sie unter sich sind, sich gegenseitig beschnüffeln und ihr Revier markieren. Dazu gehören Schlachtrufe, Posen, Gebärdensprache und Grunzen genauso wie das gekonnte Einseifen des möglichst prachtvollen primären Geschlechtsmerkmals unter der Dusche - und der verstohlene Blick über die Schulter, wenn man sich nach der Seife bückt.
"Aah, mich juckt der Sack!!"
Wen interessiert das? Und warum müssen vor allem kleine Männer mit Plateauturnschuhen, roten Jogginghosen, aufgepumptem Oberkörper und blondierten Haaren so demonstrativ auf ihren Sack hinweisen? Wollen sie sich versichern, dass sie noch was in der Hose haben? Muss es jucken, dass es...lebt? Oder ist es eher eine versteckte Drohung? Vielleicht sogar...eine versteckte Einladung? Man kann nie wissen.
Spätestens hier wird es in der Umkleide sehr unheimlich.

Nein, Männer haben nicht nur Angst, vielleicht doch ein bisschen schwul zu sein - Männer reagieren geradezu panisch, wenn sie einen schwulen Mann in der Umkleide vermuten.
Ich habe einen gestählten Körper, flexibel wie eine Bogensehne, einen inzwischen wirklich geilen Arsch, eisblaue Augen und lockiges Haar - und anscheinend wirke ich so sexuell angriffslustig, dass mich einer der Altböcke (sorry, der reiferen Pumas) jedesmal dermaßen mit misstrauischen Blicken fixiert, dass ich am liebsten sagen würde:

"Entschuldigung, das muss ein Missverständnis sein. Ihr Arsch ist zwar ganz nett, aber ich hatte gerade schon drei in der Dusche."

Aber ich sage es nicht. Er könnte nicht darüber lachen.
Er würde fauchen und zum Angriff übergehen, im wahrsten Sinne des Wortes seinen Arsch verteidigen und den vermeintlichen Schwulen niederringen - um sich dann ob der eigenen Erektion entsetzt abzuwenden und sich dann zuhause mit Eiswürfeln zu betäuben (oder kreativere Dinge zu tun).


Lustig sind auch die Jungpumas, die davon ausgehen, dass sechsmal täglich Onanieren gegen Pickel hilft.
Zwar noch etwas unsicher auf den Beinen, aber sie können die Klappe aufreißen wie die Großen:

"Mann, hab ich gefickt gestern, Alter! Sie hat meinen Namen geschrien, die bitch."
"Echt?"
"Ja, war schon peinlich. Ich hatte den beschissenen Porno zu laut, und meine Mam hat's gemerkt. Voll das Theater."

Manchmal erregen sie einfach Mitleid:

"Eigentlich wollte ich meine Turnschläppchen mitnehmen, aber als ich sie auspackte, waren sie voll verschimmelt, Alter."

Ja, sie gehören schon dazu.
Und Männer sind so lustig, wenn sie unter sich sind.
Man muss sie lachen und grunzen hören.
Man muss sie mögen.

Aber irgendwann heißt es: Raus aus dem Käfig und rein in den Tempel!
Ein letzter Blick in den Spiegel:
Das richtige Shirt?
Die passende Hose?
Heraushängende Nasenhaare?
Sitzt die Frisur?
Ist die Beule in der Hose angemessen?
Oder - Gott verhüte! - gar nichts zu sehen?

Es ist Zeit, das Gitter zu öffnen, und ich gebe alles, um die Linie nicht zu überschreiten.
Benny's ist ein ganz besonderer Tempel, und jeden Tag gibt es Neues zu beobachten. Training im Tempel ist wie ein immerwährender Tanz.
© 2007 - 2024 BeauCyphre
Comments19
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OliviaMichalski's avatar
Das, was du hier geschrieben hast, entspricht zu 100 Prozent der Wahrheit.
Wie ich dir schon öfters geschrieben hab, ich liebe deine Art, wie du schreibst.
:heart: